Zahnärztin in Doppelfunktion

Bahareh Barahimi betreibt zusammen mit ihrem Mann ein zahnmedizinisches Vertriebsbusiness. Parallel macht sie ihre Anerkennung, um auch wieder in ihrem Beruf als Zahnärztin arbeiten zu können.

Noch stapeln sich ziemlich viele Bücher auf ihrem Schreibtisch. Aber Bahareh Barahimi hofft, dass sie bald das Lernkapitel abschließen und nach der bereits bestandenen Fachsprachprüfung auch die Kenntnisprüfung machen kann. Dann erhält sie die Approbation und bewirbt sich als Zahnärztin. Im Iran hat sie bereits 17 Jahre lang in diesem Beruf gearbeitet, bevor sie zusammen mit ihrem Mann und Sohn das Land verließ, um im rheinland-pfälzischen Pirmasens neu anzufangen – und das in einer Doppelfunktion: als Geschäftsfrau und Zahnärztin.

Bahareh Barahimi ging 2021 mit ihrem Mann, der ebenfalls als Zahnarzt arbeitete, und ihrem neun Jahre alten Sohn nach Deutschland. Den Schritt in diese neue Zukunft hatte das Ehepaar gut vorbereitet: Auf einer Messe in Dubai kamen sie in Kontakt mit einem Hersteller von Dentalmaterialien aus Hamburg, der für den Vertrieb zahnmedizinischer Produkte in den Ländern des Nahen Ostens einen Vertriebspartner suchte. „Mein Mann und ich wollten uns gerne beruflich und räumlich verändern. Das Angebot, in Deutschland zu arbeiten und dort ein internationales Vertriebsnetz aufzubauen, bei dem wir unsere fachliche Kompetenz voll einbringen können, erschien uns daher sehr attraktiv“, schildert Frau Barahimi ihren damaligen Prozess der Entscheidung. Zwei Jahre vor der Auswanderung aus dem Iran fing das Paar an, Deutsch zu lernen. Freunde waren es, die sie 2021 nach Pirmasens lotsten. Dort stiegen Beide direkt in den B1-Deutschkurs ein, bauten parallel ihr Business auf und erschlossen sich dafür Vertriebskanäle und Vertriebspartner. 

Bei Bahareh Barahimi reifte bald der Entschluss, in Teilzeit auch als Zahnärztin zu arbeiten. „Zum einen, weil ich wieder den direkten Kontakt zu Patientinnen und Patienten haben möchte. Zum anderen, weil ich das Wissen aus der Praxis gut in meinem Vertriebsalltag anwenden kann.“ Um dieses Ziel zu erreichen, suchte die Zahnärztin die Anerkennungsberatungsstelle ‚IQ Service Anerkennung und Qualifizierung Südpfalz‘ von ProfeS Gesellschaft für Bildung und Kommunikation in Landau auf und wurde dort über das Anerkennungsverfahren für ausländische Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner in Rheinland-Pfalz beraten. Zu Beginn des Verfahrens ist eine Fachsprachprüfung abzulegen, dazu besuchte sie ab 2023 einen sechsmonatigen Online-Vorbereitungskurs auf die „Fachsprachprüfung C1 - Zahnmedizin“ bei ProfeS, die sie im Februar 2024 bestand. Hier half man ihr dann auch im Qualifizierungsbegleitungsprojekt ‚IQ Gesundheit in RLP‘: Unter anderem suchten die Beraterinnen gemeinsam mit ihr nach einem Vorbereitungskurs auf die Kenntnisprüfung, unterstützten beim Antrag auf Kostenübernahme für den Kurs bei der Agentur für Arbeit; es fanden Bewerbungscoachings und weitere berufsvorbereitende Workshops statt.  

Drei Monate dauerte der Vorbereitungskurs, der im Februar 2025 endete. Und nun geht es in den Endspurt: Sie wartet auf den Termin für die Kenntnisprüfung und arbeitet gleichzeitig weiter zusammen mit ihrem Mann in dem eigenen Unternehmen - und sie lernt! Täglich wälzt sie dicke Bücher zu zahnärztlicher Chirurgie, Implantologie, Prothetik, Kieferorthopädie und Zahnerhaltung. Frau Barahimi hofft, dass sie Ende des Jahres zur Prüfung eingeladen wird, besteht und schließlich die Approbation von der Zuständigen Stelle, dem Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung Rheinland-Pfalz (LSJV), erhält. Denn dann steigen ihre Chancen, schnell eine Beschäftigung als Zahnärztin zu finden, was in der jetzigen Phase, in der sie nur eine Berufserlaubnis hat, schwieriger ist. „Viele Zahnarztpraxen, in denen ich mich beworben habe, suchen approbierte Zahnmedizinerinnen und -mediziner, weil diese mit voller Eigenverantwortung arbeiten können. Das ist zwar nachvollziehbar, aber für mich ist es dennoch schwer zu akzeptieren, weil ich so gerne in meinem Beruf arbeiten und helfen möchte.“ Eins ist aber sicher: Langweilen wird sich die 45-Jährige bis dahin gewiss nicht.